Bundespräsident der Bundesrepublick Deutschland
Christian Wulff

Sehr geehrte Sänger,

der Wickrather Männergesangverein 1861 feiert im kommenden Jahr den 150. Geburtstag seiner Gründung. Zu diesem besonderen Jubiläum sende ich schon heute meine herzlichen Glückwünsche.

150 Jahr! Wie lange das her ist, muss man sich wirklich vergegenwärtigen: 1861 war das Telefon gerade erfunden, erste Luftschiffe eroberten den Himmel und Abraham Lincoln trat sein Amt als 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika an.

1861 war auch das Todesjahr von Ernst Anaschütz, dessen Verdienste als Komponist von Volk- und Kinderliedern unbestritten sind. Viele seiner Kompositionen sind Allgemeingut geworden. So wie es hier in Deutschland wohl kaum ein Kind gibt, das ohne „Alle meine Entchen“ und „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ groß wird, so weinig ist hier ein traditionelles Weihnachtsfest ohne Lieder wie „Alle Jahre wieder“ und „O Tannenbaum“ vorstellbar.

Der Wickrather Männergesangverein 1861 hat eine lange Geschichte. Er hat nicht nur friedliche Zeiten überdauert, sondern auch Notzeiten, Kriege und Diktaturen. Eine über eineinhalb Jahrhunderte andauernde Vereinsgeschichte ist ein Beweis dafür, dass das gemeinsame Singen den Menschen stets wichtig gewesen ist und dass es insbesondere in schlechten Zeiten als wertvoll und gewiss auch als trostreich empfunden wurde.

Uns Menschen bedeutet Musik und Gesang viel. Warum das so ist, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Vielleicht liegt es daran, das Musik uns in so vielfacher Weise anspricht und all die menschlichen Empfindungen wie Freude, Hoffnung, Liebe, Angst, Schmerz und Trauer so gut zum Ausdruck bringen kann. Ich selber kann mir ein Leben ohne Musik jedenfalls nicht vorstellen.

Gesangvereine sind in erster Linie Orte der Musik, des Gesangs und der Geselligkeit. Die dort geleistete Arbeit hat zudem eine kulturhistorische Dimension: Gesangvereine machen sich um die Pflege der Chormusik und um den Erhalt der Volkslieder verdient. Wie viele Lieder, wie viele alte und neuere Melodien aus Deutschland und aller Welt wären schon in Vergessenheit geraten, gäbe es die Gesangvereine nicht. Sie sind für das kulturelle Leben in unserem Land unverzichtbar. Auch deshalb wünsche ich dem Wickrather Männergesangverein 1861 eine gute Zukunft und seinen Mitgliedern, Freunden und Förderern auch weiterhin viel Freude an der Musik.

Mit freunlichen Grüßen

Berlin, den 16. September 2010